durch die er viele Existenzen erschüttert.
 
Der Dieser Krieg“, sagte der Kronprinz, „ist ein Gesundbrunnen für unser Volk. Alles Gute und Lebens/
fähige stärkt er, alles Schwächliche belebt er neu und das Hilflose und Ungesunde bläst er fort. Das Jetzt richtet sich viel WertKraftvolles wieder auf, von dem [man] /
in den letzten Jahren besorgen konnte, dass es für immer lahm geworden wäre. Und alles Angekränkelte, das /
sich vordrängte, verschwindet jetzt. Nun ist unsere Heimat wohl erlöst von allem überreizten Ästhetentum und aller /
manierierten Dekadenz. Wegen solcher Dinge hat man sich wohl auch übrigens meines Erachtens viel mehr Sorge gemacht, als notwendig war. /
Gar so arg, wie es für manchen aussah, war es nicht. Die neue, gesunde, prächtige Jugend, die jetzt mit den Rekrutenzügen ins Feld kommt, beweist es mir. Das sind Wellen, die kommen und vergehen. Im Großen /
und Ganzen ist es auch meine Überzeugung, dass der Mensch immer der Gleiche bleibt, sich nur in seinen äußeren Lebensmodalitäten /
ändert, bald zum Schlechteren, bald wieder zum Besseren. Und dann kommt es auch darauf an, ob man solche /
Erscheinungen mit alten oder mit jungen Augen ansieht. Alte Augen sehen das Vergehen /
schärfer, junge Augen erkennen deutlicher das neue Werden. Auch liegt es immer im Wesen der Menschen, /
zu hoffen, dass das Kommende besser sein wird, als das Gegenwärtige ist, und zu glauben, dass das /
Gegenwärtige immer schlechter ist, als das Vergangene war. Jede Entfernung verklärt. Und wie in rein menschlichen Fragen, /
genauso ist es in politischen Dingen. Als ich noch ein Kind war, habe ich alte Männer oft sagen hören: /
Im Jahre 70/71 wäre es nicht so gewesen, wie in den Befreiungskriegen, nicht so groß und heilig. Und jetzt /
sagen die alt Gewordenen: So, wie 70/71 war, so ist es heute nicht, weder so heilig noch so /
groß. Ich glaube, es war vor 100 Jahren und vor 44 Jahren und im vergangenen August /
ganz das Gleiche: deutsche Kraft, die sich aufstreckte in der Not, deutscher Wille, der zu Eisen wurde, /
und deutsche Energie, die sich nicht beugen ließ und treu und beharrlich blieb, ohne im Glück /
übermütig oder unter einem Rückschlage verzagt zu werden. Viele haben es hart daheim, ich weiß.