ist schwerer Kanonendonner von Osten und Nordosten zu hören. Da trommeln die /
Deutschen bereits tüchtig gegen Wilna los.
 
Mittags beim Bahnhofskommandanten. Graupensuppe. Stimmung auf dem /
Bahnhof, Schule der Geduld, 5-stündiges Warten, bis 2 Wagen gefunden sind, die uns nordostwärts bringen /
sollen. Das Ausladen des englischen Proviants. Die verwundeten Soldaten und Offiziere. Zu einem verwundeten Hauptmann, /
der schon seit vielen Stunden auf den Abgang des Zuges wartet und mit verwundeten Mannschaften im Viehwagen auf Stroh liegt, /
sagt der Bahnhofskommandant: „In einem halben Stündchen wird‘s ja wohl vorwärtsgehen.“ – Antwort: /
„Das ist ja herrlich!“
 
Die schreckliche Fahrt am Abend. Grauenvolle Straße. Kolonnen bleiben stecken; unser Wagen /
versinkt tief bis über die Räder, wir müssen aussteigen und durch die graue polnische Suppe waten, die der Regen /
der letzten Tage hier auskochte. Auf der Straße geht‘s nicht weiter, wir müssen quer über die Äcker fahren. Die /
Gedärme geraten bei diesem Geschüttel in böse Verfassung; aber kein Geschrei, kein Schimpfwort, alles / verträgt sich. Ruhig sagt unser Mecklenburger Kutscher: „Kamrad, rück mal ’n bisken!“ /
Oder: „Du, Bruder, halt mal ’n bisken an!“ Man findet Lücken, und weiter geht‘s. Gegen 5 Uhr /
wird der Kanonendonner in der östlichen Ferne plötzlich stumm. Wenn ich in der Nähe des Schlachtfelds /
dieses jähe Schweigen höre, weiß ich
immer: „Das ist ein deutscher Erfolg!“
 
Wegbilder. Die Kolonnen in ihrer Mühsal. Die niederbrechenden Pferde, neben der Straße /
die totgeschossenen Gäule. Die einsam wandernden Feldgrauen. Die kleinen Dörfer auf den /
Hügeln. Die Friedhöfe mit den vielen hohen Kreuzen. Die zertrümmerten Proviantwagen. /
Bei den gefallenen Pferden die herrenlosen Hunde, die fressenden, die satt um den Kadaver