Beim Abschied, als der Kronprinz mit festem Druck meine Hand umspannte, sagte er: „Erzählen /
Sie zu Haus, wie der Krieg aussieht! Je aufrichtiger Sie dabei sind, umso mehr wird man daheim auf/
atmen. Dass unser Volk durch dick und dünn aufrecht durchhalten wird, daran habe ich noch keine Sekunde /
gezweifelt. Ein paar Ungeduldige und Wehleidige? Was macht das aus? Das Volk im Ganzen fühlt seine /
deutsche Pflicht. Und Pflichtgefühl und Geduld sind immer 2 Dinge, die zusammengehören wie Schwestern. /
Wenn wir recht und fest unsere Pflicht erfüllen, da ist die Geduld von selber dabei. Oder haben /
Sie hier bei uns im Feld schon einen Ungeduldigen gesehen?“
 
„Nein, Königliche Hoheit! Nur Sehnsüchtige!“
 
Der Kronprinz nickte ernst. „Das ist was anderes! Wär’s nicht so, dann wären wir doch /
keine Deutschen. Sie, Herr Doktor, kommen wohl früher heim nach Hause als ich. Grüßen Sie von mir die /
liebe Heimat!“
 
Als ich die stille weiße Villa verließ, war’s der im Osten blau, und eine Woge der /
linden Frühlingssonne ging über mich herab die Mittagssonne überglänzte die dicken Meernebel, /
die von Westen schon wieder herquollen über die Dächer von Lille.
 
Dann ging die Fahrt hinein in diese ziehenden Dünste, und als es Abend bevor es dämmern wollte /
wurde, tauchte eine feine, schmucke, wundervoll von alten Zeiten redende Stadt vor mir auf. /
Keine Zerstörung, alles ein Bild des Friedens. Die vielen vergnügten Kinder auf der Straße /
schienen deutsch zu reden, obwohl ich ihr lustiges Geschrei nicht verstand. Deutsche Blaujacken /
bewachten die Autosperre, deutsche Blaujacken hüteten das kleine alte Tor; überall sah /
ich sie gehen, mit den Händen in den Hosentaschen, mit nackten Hälsen, mit den wehenden