völlig leblos erscheinende Erdgebilde in das Dunkel hinaus. Das ist die deutsche Stellung am Damm des /
Yserkanals. Noch ein paar Schritte, und ich sehe zwischen zerfetzten Ufern den breiten Strom, dessen /
schwarzes, still rinnendes Wasser mit leisem Glucksen die Trümmer einer gesprengten Brücke und die Balken eines Notstegs /
umspült. Drüben die Mauern und Sparren eines halb zerstörten Bauernhauses; eine Brandruine, ein weites schwermütiges Moorland /
mit Gewässer und Büschen, und ganz in der Ferne weit draußen ein flackerndes Feuer. Für die unbewaffneten Augen sieht es aus wie ein flackerndes schwelendes /
Gluthäufel, im Glase wird es zu einer mächtig lodernden Flamme. Was brennt da? Ein Haus, eine Scheune, nur eine /
Strohmiete? Man kann es nicht erkennen. Ein paar Mal bewegen sich kleine, schwarze Zwerge rasch durch den Feuerschein – /
Vorposten oder Patrouillen. Und manchmal kracht ein Gewehrschuss, bald nah, bald ferne.
 
Wir schreiten auf sumpfiger Straße durch die verblassende Nacht, in der die flimmernden Sterne sich mehren. /
Immer bleibt im Bilde der Landschaft die gleiche Trauer und Öde. Aber der Frühwind ist so milde, als käme /
ein schöner Tag. Der Schnee, der um Mitternacht fiel, ist fast völlig verschwunden; nur an einzelnen, hügeligen Stellen /
liegt er noch, und da sieht man gleich in dem reinen Weiß die 2 schwarzen Striche kleiner Kreuze. Der Boden, über den /
wir schreiten, hat viel Blut getrunken, war durch Monate die Stätte eines erbitterten Kampfes zäher Kämpfe und ist die Gegend jenes /
berüchtigten „Froschteiches“, in dessen Überschwemmungssümpfen so viele der Unseren und noch mehr der Feinde versanken. /
Eine schmerzende Erinnerung wühlt in mir. Totenstille umgibt mich, und dennoch ist mir, als vernähme ich den [recte dem] in Begeisterung /
brausenden Gesang von vielen, vielen jungen vieler Tausende von jungen Stimmen: „Deutschland, Deutschland über alles!“ Ich bringe es nicht übers Herz, zu fragen: /
„Was war das?“ Während ich schweige, suchen meine Augen. Überall sehe ich die gleiche Öde, die gleiche schwermutsvolle /
Trauer, in deren grauem Gesicht die vielen zahllosen Wasserflächen wie große, von Tränen umflossene Augen schimmern. /
Kann das Wort eines Feindes Gegners für uns zum Troste werden? Damals sagte ein Führer feindlicher Führer: „Man muss das /
bewundern! Wo tausend Deutsche sinken, stehen zehntausend wieder auf.“ Unser Gegner hat viel über uns gelogen, dieser