... Leicht zerstörbar sind die Zärtlichen ...
— Klaus Mann
... Sauber, wie aus dem Ei gepellt, lässig, elegant gekleidet, schlank und rank sozusagen, mit einem gescheiten, rassigen Gesicht, mit nervösen Bewegungen und einer auffallend schnellen Aussprache. Alles an ihm schien ein bißchen manieriert, aber es wurde abgedämpft durch einen klug witternden Geschmack. Der ganze Mensch hatte etwas Ruheloses, überhitzt Intellektuelles und vor allem etwas merkwürdig Unjugendliches ...
— Oskar Maria Graf, 1934
... Wie viele Raschheiten und Leichtigkeiten seinem Werk abträglich sein mögen, ich glaube ernstlich, daß er zu den Begabtesten seiner Generation gehörte, vielleicht der Allerbegabteste war ...
— Thomas Mann
... Diese (Geldsorgen), die Erfolglosigkeit, Echolosigkeit, Einsamkeit haben seinen Hang zum Untergang beschleunigt ... Denn der Selbstmord war in ihm, unabhängig von den äußeren Umständen. Er war von der Idee des Selbstmordes behext von früher Jugend an ...
— Golo Mann in einem Brief an Joseph Breitbach vom 3. Februar 1971
unermüdlich schreibend, drogenabhängig, heimatlos
Klaus Mann wurde am 18. November 1906 in München als zweites Kind von Thomas und Katia Mann geboren. Er war hochbegabt, produktiv, vielseitig und zugleich künstlerisch unbeständig, ruhelos und selbstzerstörerisch. Zeitlebens versuchte er dem übergroßen Schatten seines Vaters zu entkommen, indem er nahezu alles anders machte: Klaus Mann lebte seine Homosexualität offen aus, zog ein Vagabundieren von Hotel zu Hotel der großbürgerlichen Behaglichkeit seines Elternhauses vor, positionierte sich früh gegen die Nationalsozialisten und setzte gegen die väterliche Selbstzucht ein Leben im Exzess und Drogenrausch.
Anders als sein Vater scheiterte Klaus Mann immer wieder mit editorischen Projekten und fand für seine Bücher nur schwer einen Verleger. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er als Autor praktisch vergessen. Erst seine ältere Schwester Erika sorgte postum für eine Neuausgabe seiner Bücher im deutschsprachigen Raum.
Klaus Manns Werk ist stark autobiographisch. Den tiefsten, radikal offenen und vielschichtigsten Einblick in seine komplexe Persönlichkeit bieten seine Tagebücher, die er von 1931 bis zu seinem Freitod 1949 führte. Auf unserer Homepage stehen sie zum ersten Mal komplett als Digitalisat der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Aufzeichnungen sind ein bewegendes literarisches und zeithistorisches Dokument und eine Reise in die Abgründe eines hochbegabten und gleichzeitig zerbrechlichen Charakters.